Ruth
Klüger: weiter leben. Eine Jugend München: DTV, 1997. Broschiert, 283 Seiten ![]() ![]() ![]() |
Die Autorin Ruth Klüger wurde am
30.Oktober 1931 in Wien geboren. Sie erlebt in der Kindheit die
Judenausgrenzung und -verfolgung mit. In 1943 wurden sie und ihre Mutter
gefangengenommen und in verschiedene Konzentrationslager deportiert. 1945
gelingt die Flucht und sie kommen nach Straubing. Auf abenteuerliche Weise kann
sie in Regensburg studieren. 1947 wandern Mutter und Tochter nach den USA aus.
Ruth Klüger studiert nun in New York und Berkeley. Erst spät kommt
sie im Zuge ihrer akademischen karriere wieder zurück nach Göttingen.
Das autobiografische Buch zeichnet diese Lebensbahn nach. Der Schwerpunkt und
auch die Stärke des Buchs liegen in der Zeit bis zur Flucht. Nach einigen, ![]() ![]() Klügers Gräuelszenen sind zwar spärlich, aber vorhanden und gedanklich durchsetzt, so wenn sie fragt: "In der letzten Agonie sind die Starken auf die Schwachen getreten, und so waren die Leichen der Männer stets oben, die der Kinder ganz unten. Ist mein Vater auf Kinder getreten, auf Kinder wie mich, als ihm der Atem ausging?" (S. 34). Ganz hervorragend schildert Klüger die Stimmung in Wien der Vor- und ersten Kriegsjahre. Sie überzeugte mich ein weiteres Mal, daß Verfolgte nicht mit einer Eskalation rechnen konnten, sondern eher meinten, das sich das Gute der deutschen Hochkultur durchsetzen müsse: "Sie konnten doch nicht alle Nazis sein" (S.40). Leider schwer verrechnet. Der ![]() Ruth Klüger hat auch ihre eigenen Vorstellungen von der sogenannten Aufarbeitung und dem Touristikkult um die Holocaust-Gedenkstätten. "Das Volk der Touristen, das heute nach München strömt, geht erst zum Marienplatz, um das hübsche Glockenspiel zu genießen und die putzigen Holzpuppen zu bewundern, die am Rathausturm pünktlich ihren Tanz aufführen, und fährt dann nach Dachau zu den Baracken" (S. 69). Eine es klingt in diesem Zusammenhang fehl am Platz, ich schreibe es trotzdem herzerfrischende, informative, gefühlvolle, sehr lesenswerte Biografie. |
Ruth Klüger;
auch unterm Pseudonym Ruth Angress * 30. Oktober 1931, Wien 1943 Deportation in verschiedene Konzentrationslager. Flucht nach Straubing. Studium in Regensburg. 1947 Auswanderung nach Amerika. Studium in New York und Berkley. Hochschullaufbahn. Professorin für Literaturwissenschaft an der University of California in Irvine/USA und seit 1988 Gastprofessorin in Göttingen. Studium der Bibliothekswissenschaften in New York Studium der Germanistik an der University of California in Berkeley 1952 Abschluss M. A. 1967 Promotion (Ph. D.) 1980-1986 Professorin an der Princeton University Professorin für Germanistik an der University of California in Irvine Seit 1988 Gastprofessorin an der Universität Göttingen derzeit: Professorin für Literaturwissenschaft an der University of California in Irvine und der Universität Göttingen |
Veröffentlichungen (nicht vollständig) 1992 weiter leben. Eine Jugend 1994 Katastrophen. Essays 1996 Frauen lesen anders. Essays 1996 Von niedriger und hoher Literatur. Traktat Auszeichnungen 1993 Johann-Jacob-Christoph-von-Grimmelshausen-Preis 1997 Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik 1997 Heinrich-Heine-Medaille 1999 Thomas-Mann-Preis 2002 Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch |
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