Jaroslav
Hasek. Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk [Osudy dobrého Vojáka Svejka] Grete Reiner, Übs. Illustriert von Josef Lada. Reinbek: Rowohlt, 1982. 732 Seiten |
Nach der Lektüre von Haseks
Schweijk bin ich überrascht.
Die Situationskomik hat viele Höhepunkte im Schwejk. Er wird beispielsweise ohne Papiere aufgegriffen und vom Wachtmeister Flanderka verdächtigt, russischer Spion zu sein (S. 264 ff). Die Hiebe gegen Krieg und Militär sind keineswegs zahm. So entwickelt der erstaunlich hellköpfige Einjährigfreiwillige eine Theorie über die Nützlichkeit der Vergewaltigung im Krieg (S. 315). Der Leser weiß am Ende nicht: war Schwejk naiv dumm oder bauernschlau, war er inkompetent oder überstand er das groteske Theater aufgrund tieferer Einsicht. Seine detailreichen Anektoden beweisen zumindest ein phänomenales Gedächtnis für Namen und Einzelheiten, die er teilweise auch wieder nur erzählt bekommen hatte. Manche Rezensenten meinen, daß sich Schwejk verstellte um heil durchzukommen; er sei also eigentlich höchst schlau. Sie haben dafür gute Argumente. Ich meine, er hatte guten Menschenverstand und legte durch seine etwas einfältige (nicht abwertend gemeint) Naivität die Absurdität des militärischen Spetakels offen. Ich muß allerdings zugegeben: nach 500 Seiten ermüdete mich die Aneinanderreihung der Episoden. Vielleicht habe ich den Schwejk aber falsch gelesen. Man sollte ihn sich häppchenweise geben. Das werde ich künftig noch gelegentlich tun. Der Schwejk: ein umwerfendes anti-militärische Panoptikum. |
Links |
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Literatur |
Kohout, Pawel: "Jaroslav Hasek.
Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk". In: Fritz J. Raddatz, Hg.:
ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher. Frankfurt 1980. S. 342-345;
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